May 7, 2025

Scope‑3‑Emissionen: Herausforderungen und Lösungen für Unternehme

Scope-3-Emissionen stellen über 90 % des CO₂-Fußabdrucks dar. Erfahren Sie, wie Unternehmen Herausforderungen meistern und Emissionen reduzieren können.

Scope-3-Emissionen machen durchschnittlich über 90 % des CO₂-Fußabdrucks eines Unternehmens aus. Sie umfassen alle indirekten Emissionen entlang der Wertschöpfungskette, wie eingekaufte Waren, Transport, Nutzung und Entsorgung von Produkten.

Die wichtigsten Herausforderungen:

  • Datenprobleme: Schlechte Datenqualität und fehlende Standardisierung erschweren die Berechnung.
  • Lieferkette: 75 % der Emissionen entstehen in der Lieferkette.
  • Kosten und Ressourcen: KMUs fehlt oft Budget und Personal für präzises Reporting.

Lösungen:

  • Software-Tools: Automatisierte Datenerfassung und Echtzeit-Monitoring.
  • Standards nutzen: GHG Protocol und ESRS E1 sorgen für konsistente Berichte.
  • Lieferanten einbinden: Transparenz fördern und nachhaltige Partner bevorzugen.

Ab 2025 wird die Offenlegung von Scope-3-Emissionen für viele Unternehmen in der EU verpflichtend. Frühzeitige Maßnahmen wie datenbasierte Entscheidungen und innovative Technologien helfen, Anforderungen zu erfüllen und Emissionen zu senken.

Haupthindernisse bei der Scope-3-Berechnung

Probleme bei der Datenerfassung

Viele Unternehmen stehen vor der Herausforderung, präzise Scope-3-Daten zu erfassen. Laut aktuellen Zahlen haben nur 15 % der an CDP berichtenden Unternehmen Ziele für Scope-3-Emissionen definiert [1]. Die größte Hürde dabei ist die oft mangelhafte Datenqualität.

Die Datenerfassung wird durch verschiedene Faktoren erschwert:

Herausforderung Auswirkungen
Fragmentierte Datenquellen Uneinheitliche Berechnungen
Fehlende Standardisierung Erschwerte Vergleichbarkeit
Freiwillige Offenlegungen Unvollständige Datensätze
Schätzungsbasierte Faktoren Ungenaue Ergebnisse

Probleme beim Supply-Chain-Tracking

Die Nachverfolgung von Emissionen entlang der Lieferkette ist besonders kompliziert. Im Durchschnitt entfallen etwa 75 % der Gesamtemissionen eines Unternehmens auf indirekte Emissionen in der Wertschöpfungskette [3].

"Bei Scope 3 geht es weniger um eine ganzheitliche Zahl oder einen Prozentsatz, sondern vielmehr um das aufrichtige Bemühen zu ermitteln, welche Emissionen innerhalb der Wertschöpfungskette die größten Auswirkungen haben und was aus Risikoperspektive für das Unternehmen am wichtigsten ist." - WatchWire [2]

Die EU-CBAM-Vorgaben verschärfen die Anforderungen zusätzlich: Ab dem dritten Quartal 2024 müssen 80 % der Emissionsberechnungen auf tatsächlichen Lieferantendaten basieren [1].

Budget- und Personalengpässe

Kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) sind oft besonders betroffen, da sie nur begrenzte finanzielle Mittel und personelle Kapazitäten haben [4]. Zu den häufigsten Problemen zählen:

  • Hohe Investitionskosten
  • Zeitintensive Zusammenarbeit mit Lieferanten
  • Mangel an qualifiziertem Personal

Benjamin Federmann, Leiter Flottenstrategien & Mobilität bei Mewa, beschreibt die Situation so: "Jeder spricht davon, datengetrieben zu sein, aber ich sehe beim Mobilitätsmanagement kaum wirklich datengetriebene Unternehmen. Viele Unternehmen sprechen über CO₂-Emissionen, aber es gibt kein echtes proaktives Datenmanagement." [1]

Ein funktionierendes Scope-3-Management erfordert nicht nur technische Lösungen, sondern auch geschultes Personal, das die Daten kontinuierlich erfasst, analysiert und berichtet.

Im nächsten Abschnitt werden mögliche Lösungsansätze für diese Hindernisse vorgestellt.

Methoden zur Verbesserung des Scope-3-Reportings

Die hier vorgestellten Ansätze helfen, die Herausforderungen im Scope-3-Reporting besser zu bewältigen und Emissionen gezielt zu senken.

Software-Tools für das Datenmanagement

Die Verwaltung von Scope-3-Daten wird durch den Einsatz moderner Technologien deutlich effizienter. Studien zeigen, dass datengetriebene Unternehmen dreimal häufiger bessere Entscheidungen treffen [1].

Ein gutes Datenmanagement-System sollte folgende Funktionen bieten:

Funktion Vorteil
Automatisierte Datenerfassung Weniger manuelle Fehler
Echtzeit-Monitoring Schnelle Reaktion auf Abweichungen
Standardisierte Berichte Einheitliche Dokumentation
Datenvalidierung Höhere Datenqualität

Messstandards und Rahmenwerke

Die Nutzung etablierter Standards sorgt für konsistente und verlässliche Berichte. Besonders wichtig sind:

  • GHG Protocol: Liefert grundlegende Kategorien und Berechnungsmethoden.
  • ESRS E1: Europäischer Standard für Nachhaltigkeitsberichte.
  • CDP-Framework: Bietet detaillierte Vorgaben zur Erfassung von Emissionen.

Mit der wachsenden Regulierung wird es immer wichtiger, präzise Messmethoden und standardisierte Berichte einzusetzen.

Schritte zur Lieferanteneinbindung

Die Zusammenarbeit mit Lieferanten spielt eine zentrale Rolle. Diese Strategien können helfen:

  • Anreizsysteme entwickeln: Transparenz belohnen und nachhaltige Lieferanten durch bessere Vertragsbedingungen fördern.
  • Schulungen anbieten: Trainings und Unterstützung bei der Datenerfassung bereitstellen.
  • Standards umsetzen: Mindestanforderungen für Nachhaltigkeit definieren und die Datenqualität regelmäßig überprüfen.

Diese Maßnahmen stärken eine umfassende Scope-3-Strategie, die auch Aspekte wie das Mitarbeiterpendeln berücksichtigt.

Im nächsten Abschnitt geht es um die Erfassung und Optimierung der Emissionen, die durch Mitarbeiterpendeln entstehen.

Pendel-Emissionen der Mitarbeiter

Messung von Pendel-Emissionen

In Deutschland pendeln täglich etwa 13 Millionen Menschen zur Arbeit, wobei die durchschnittliche Strecke pro Fahrt 16,9 km beträgt. Das führt zu etwa 64.504 Tonnen CO₂-Ausstoß pro Arbeitstag [5].

Hier einige zentrale Zahlen:

Messgröße Durchschnittswert in Deutschland
CO₂ pro Mitarbeiter/Tag 4,96 kg
Pendelstrecke pro Tag 33,8 km
Anteil PKW-Nutzung 73,4 %

Diese Werte bieten eine Grundlage, um Maßnahmen zur Reduzierung der Emissionen zu entwickeln.

Reduzierung der Pendel-Auswirkungen

Die oben genannten Zahlen zeigen, wie wichtig es ist, gezielt Maßnahmen zur Senkung der Pendel-Emissionen zu ergreifen. Eine der effektivsten Methoden ist die Förderung von Fahrgemeinschaften: Schon ein zusätzlicher Mitfahrer kann den CO₂-Ausstoß um die Hälfte reduzieren [6].

Strategien, die sich bewährt haben:

"Der Schlüssel zur Reduzierung von Scope-3-Emissionen liegt in der Förderung und Incentivierung der Verkehrsverlagerung durch bewährte Shared-Transport-Initiativen wie bedarfsgerechte Transportlösungen und nachhaltiges Carpooling." - Liftango [6]

Diese Ansätze zeigen, wie wichtig es ist, den motorisierten Individualverkehr deutlich zu reduzieren, um die Auswirkungen auf die Umwelt zu minimieren.

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Deutsche Branchenbeispiele

Neben den Herausforderungen im Pendelverkehr bieten branchenspezifische Beispiele tiefere Einblicke in das Management von Scope-3-Emissionen.

Branchenspezifische Herausforderungen

Deutsche Industrien, wie die Automobilbranche, zeigen exemplarisch die Schwierigkeiten bei der Erfassung von Scope-3-Emissionen. Bei BMW etwa entfällt rund drei Viertel des CO₂-Fußabdrucks in der Lieferkette auf die Nutzungsphase der Fahrzeuge. Drei Hauptfaktoren dominieren dabei: Stahl, Aluminium und Batterien, die zusammen etwa zwei Drittel der Scope-3-Emissionen in der Lieferkette ausmachen [7].

Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) stehen vor ganz anderen Herausforderungen als große Konzerne:

Branche Spezifische Herausforderungen Typische Emissionsquellen
Produktion Komplexe Lieferketten, begrenzte Mittel Rohstoffbeschaffung, Produktnutzung
Logistik Datenerfassung von Transportpartnern Kraftstoffverbrauch, Flottenemissionen
Dienstleistung Keine Nachhaltigkeitsabteilungen Pendeln, Geschäftsreisen

"Der Druck auf Unternehmen weltweit, ihre CO₂-Emissionen zu berichten, steigt stetig – sowohl durch Regulierung als auch von Seiten der Investoren." - Bernhard Bartels, Geschäftsführer bei Scope ESG Analysis [8]

Praktische Beispiele zeigen auf, wie Unternehmen diese Probleme angehen und Fortschritte erzielen.

Fortschrittskennzahlen

Die hier dargestellten Ergebnisse beruhen auf den im Abschnitt zu methodischen Verbesserungen beschriebenen Ansätzen. BMW zeigt, wie gezielte Maßnahmen greifbare Ergebnisse liefern können. Im Jahr 2023 wurden durch 707 Verträge für CO₂-reduzierte Produkte 1,7 Millionen Tonnen CO₂ in der Lieferkette eingespart [7].

"Wir haben eine neue Spezifikation für eine Legierung entwickelt, die mehr Verunreinigungen verarbeiten kann, wodurch der Anteil an Sekundärmaterial von 20-30% auf 70% erhöht werden konnte." - Hendrik Lang, BMW Group [7]

Messbare Ziele und kontinuierliche Überwachung sind entscheidend für die Reduzierung von Scope-3-Emissionen. BMW hat sich das Ziel gesetzt, bis 2030 die CO₂-Emissionen um 40% im Vergleich zu 2019 zu senken und bis 2050 CO₂-neutral zu werden [7].

Drei Schlüsselfaktoren sind dabei besonders wichtig:

  1. Engagement der Lieferanten
    Regelmäßige Audits und externe Prüfungen stellen sicher, dass die vereinbarten Reduktionsziele eingehalten werden.
  2. Zusammenarbeit über Branchen hinweg
    Die Entwicklung neuer Standards und Spezifikationen erfordert die Kooperation verschiedener Akteure innerhalb der Industrie.
  3. Technologische Innovationen
    Neue Materialien und Produktionsprozesse ermöglichen deutliche Emissionssenkungen in der Lieferkette.

Nächste Schritte für das Management von Scope-3-Emissionen

Auf Basis der vorgestellten Methoden lassen sich konkrete Maßnahmen ableiten, um Scope-3-Emissionen effektiv zu steuern. Ein systematischer Ansatz ist entscheidend, da diese Emissionen im Durchschnitt rund 75 % der gesamten Emissionen eines Unternehmens ausmachen [9].

Handlungsfeld Maßnahmen Potenzielle Reduktion
Lieferantenmanagement Zusammenarbeit mit Lieferanten 5–25 %
Transport & Logistik Routenoptimierung, E-Mobilität bis zu 50 %
Energieeffizienz Prozessverbesserungen 20–30 %

Ein Beispiel aus der Praxis: Die MEWA Textil-Service AG überarbeitete 2024 ihr Logistikkonzept. In Berlin und Hamburg werden nun Elektrofahrzeuge und Lastenräder eingesetzt. Das senkt nicht nur Emissionen, sondern löst auch personelle Engpässe [1].

Diese Maßnahmen ergänzen die zuvor beschriebenen Software-Lösungen und die Einbindung von Lieferanten. Sie bieten klare Ansätze für die operative Umsetzung.

Drei zentrale Aspekte für die Umsetzung

  1. Datenbasierte Entscheidungen
    Unternehmen müssen ihre Emissionsquellen systematisch analysieren. Eine präzise Datenerfassung ist der Schlüssel. Moderne Software-Tools helfen dabei, Emissionen effizient zu messen und auszuwerten.
  2. Einbindung von Lieferanten
    Die Zusammenarbeit mit Lieferanten ist unverzichtbar. Ein Vorbild: Microsoft verlangt von seinen Zulieferern die Offenlegung ihrer Emissionsdaten und eine Reduktion um 55 % im Vergleich zu 2019 [1].
  3. Konkrete Maßnahmen im Betrieb
    Beispiele für praktische Ansätze sind der Verzicht auf Geschäftsreisen zugunsten von Videokonferenzen, Jobtickets für nachhaltige Mobilität, Kooperationen mit umweltfreundlichen Logistikpartnern sowie eine konsequente Abfalltrennung und -reduktion [9].

Ab 2025 sind Unternehmen, die unter die CSRD fallen, verpflichtet, ihre Scope-3-Emissionen offenzulegen [9]. Wer frühzeitig handelt, kann diese Anforderungen leichter erfüllen und gleichzeitig Fortschritte bei den eigenen Nachhaltigkeitszielen erzielen.

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FAQs

Wie können Unternehmen ihre Scope-3-Emissionen effektiv reduzieren?

Unternehmen können ihre Scope-3-Emissionen effektiv reduzieren, indem sie automatisierte Datenerfassungstools einsetzen, den Austausch mit Lieferanten stärken und auf nachhaltige Geschäftspraktiken setzen.

Welche Herausforderungen bestehen bei der Berichterstattung von Scope-3-Emissionen?

Herausforderungen bei der Berichterstattung von Scope-3-Emissionen beinhalten die mangelhafte Datenqualität, fehlende Standardisierung und die Notwendigkeit zur Einbindung von Lieferanten.

Wie wichtig sind Standards für die Berechnung von Scope-3-Emissionen?

Standards wie das GHG Protocol sind entscheidend, um konsistente und verlässliche Berichte über Scope-3-Emissionen zu garantieren.

Was sind typische Emissionsquellen in der Lieferkette?

Typische Emissionsquellen in der Lieferkette sind Rohstoffbeschaffung, Transport, Produktnutzung und Entsorgung.

Wie können kleine und mittlere Unternehmen ihre Datenqualität verbessern?

Kleine und mittlere Unternehmen können ihre Datenqualität verbessern, indem sie auf priorisierte Bereiche fokussieren, eng mit Lieferanten zusammenarbeiten und moderne Technologien nutzen.

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