Scope-3-Emissionen stellen über 90 % des CO₂-Fußabdrucks dar. Erfahren Sie, wie Unternehmen Herausforderungen meistern und Emissionen reduzieren können.
Scope-3-Emissionen machen durchschnittlich über 90 % des CO₂-Fußabdrucks eines Unternehmens aus. Sie umfassen alle indirekten Emissionen entlang der Wertschöpfungskette, wie eingekaufte Waren, Transport, Nutzung und Entsorgung von Produkten.
Ab 2025 wird die Offenlegung von Scope-3-Emissionen für viele Unternehmen in der EU verpflichtend. Frühzeitige Maßnahmen wie datenbasierte Entscheidungen und innovative Technologien helfen, Anforderungen zu erfüllen und Emissionen zu senken.
Viele Unternehmen stehen vor der Herausforderung, präzise Scope-3-Daten zu erfassen. Laut aktuellen Zahlen haben nur 15 % der an CDP berichtenden Unternehmen Ziele für Scope-3-Emissionen definiert [1]. Die größte Hürde dabei ist die oft mangelhafte Datenqualität.
Die Datenerfassung wird durch verschiedene Faktoren erschwert:
Herausforderung | Auswirkungen |
---|---|
Fragmentierte Datenquellen | Uneinheitliche Berechnungen |
Fehlende Standardisierung | Erschwerte Vergleichbarkeit |
Freiwillige Offenlegungen | Unvollständige Datensätze |
Schätzungsbasierte Faktoren | Ungenaue Ergebnisse |
Die Nachverfolgung von Emissionen entlang der Lieferkette ist besonders kompliziert. Im Durchschnitt entfallen etwa 75 % der Gesamtemissionen eines Unternehmens auf indirekte Emissionen in der Wertschöpfungskette [3].
"Bei Scope 3 geht es weniger um eine ganzheitliche Zahl oder einen Prozentsatz, sondern vielmehr um das aufrichtige Bemühen zu ermitteln, welche Emissionen innerhalb der Wertschöpfungskette die größten Auswirkungen haben und was aus Risikoperspektive für das Unternehmen am wichtigsten ist." - WatchWire [2]
Die EU-CBAM-Vorgaben verschärfen die Anforderungen zusätzlich: Ab dem dritten Quartal 2024 müssen 80 % der Emissionsberechnungen auf tatsächlichen Lieferantendaten basieren [1].
Kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) sind oft besonders betroffen, da sie nur begrenzte finanzielle Mittel und personelle Kapazitäten haben [4]. Zu den häufigsten Problemen zählen:
Benjamin Federmann, Leiter Flottenstrategien & Mobilität bei Mewa, beschreibt die Situation so: "Jeder spricht davon, datengetrieben zu sein, aber ich sehe beim Mobilitätsmanagement kaum wirklich datengetriebene Unternehmen. Viele Unternehmen sprechen über CO₂-Emissionen, aber es gibt kein echtes proaktives Datenmanagement." [1]
Ein funktionierendes Scope-3-Management erfordert nicht nur technische Lösungen, sondern auch geschultes Personal, das die Daten kontinuierlich erfasst, analysiert und berichtet.
Im nächsten Abschnitt werden mögliche Lösungsansätze für diese Hindernisse vorgestellt.
Die hier vorgestellten Ansätze helfen, die Herausforderungen im Scope-3-Reporting besser zu bewältigen und Emissionen gezielt zu senken.
Die Verwaltung von Scope-3-Daten wird durch den Einsatz moderner Technologien deutlich effizienter. Studien zeigen, dass datengetriebene Unternehmen dreimal häufiger bessere Entscheidungen treffen [1].
Ein gutes Datenmanagement-System sollte folgende Funktionen bieten:
Funktion | Vorteil |
---|---|
Automatisierte Datenerfassung | Weniger manuelle Fehler |
Echtzeit-Monitoring | Schnelle Reaktion auf Abweichungen |
Standardisierte Berichte | Einheitliche Dokumentation |
Datenvalidierung | Höhere Datenqualität |
Die Nutzung etablierter Standards sorgt für konsistente und verlässliche Berichte. Besonders wichtig sind:
Mit der wachsenden Regulierung wird es immer wichtiger, präzise Messmethoden und standardisierte Berichte einzusetzen.
Die Zusammenarbeit mit Lieferanten spielt eine zentrale Rolle. Diese Strategien können helfen:
Diese Maßnahmen stärken eine umfassende Scope-3-Strategie, die auch Aspekte wie das Mitarbeiterpendeln berücksichtigt.
Im nächsten Abschnitt geht es um die Erfassung und Optimierung der Emissionen, die durch Mitarbeiterpendeln entstehen.
In Deutschland pendeln täglich etwa 13 Millionen Menschen zur Arbeit, wobei die durchschnittliche Strecke pro Fahrt 16,9 km beträgt. Das führt zu etwa 64.504 Tonnen CO₂-Ausstoß pro Arbeitstag [5].
Hier einige zentrale Zahlen:
Messgröße | Durchschnittswert in Deutschland |
---|---|
CO₂ pro Mitarbeiter/Tag | 4,96 kg |
Pendelstrecke pro Tag | 33,8 km |
Anteil PKW-Nutzung | 73,4 % |
Diese Werte bieten eine Grundlage, um Maßnahmen zur Reduzierung der Emissionen zu entwickeln.
Die oben genannten Zahlen zeigen, wie wichtig es ist, gezielt Maßnahmen zur Senkung der Pendel-Emissionen zu ergreifen. Eine der effektivsten Methoden ist die Förderung von Fahrgemeinschaften: Schon ein zusätzlicher Mitfahrer kann den CO₂-Ausstoß um die Hälfte reduzieren [6].
Strategien, die sich bewährt haben:
"Der Schlüssel zur Reduzierung von Scope-3-Emissionen liegt in der Förderung und Incentivierung der Verkehrsverlagerung durch bewährte Shared-Transport-Initiativen wie bedarfsgerechte Transportlösungen und nachhaltiges Carpooling." - Liftango [6]
Diese Ansätze zeigen, wie wichtig es ist, den motorisierten Individualverkehr deutlich zu reduzieren, um die Auswirkungen auf die Umwelt zu minimieren.
Neben den Herausforderungen im Pendelverkehr bieten branchenspezifische Beispiele tiefere Einblicke in das Management von Scope-3-Emissionen.
Deutsche Industrien, wie die Automobilbranche, zeigen exemplarisch die Schwierigkeiten bei der Erfassung von Scope-3-Emissionen. Bei BMW etwa entfällt rund drei Viertel des CO₂-Fußabdrucks in der Lieferkette auf die Nutzungsphase der Fahrzeuge. Drei Hauptfaktoren dominieren dabei: Stahl, Aluminium und Batterien, die zusammen etwa zwei Drittel der Scope-3-Emissionen in der Lieferkette ausmachen [7].
Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) stehen vor ganz anderen Herausforderungen als große Konzerne:
Branche | Spezifische Herausforderungen | Typische Emissionsquellen |
---|---|---|
Produktion | Komplexe Lieferketten, begrenzte Mittel | Rohstoffbeschaffung, Produktnutzung |
Logistik | Datenerfassung von Transportpartnern | Kraftstoffverbrauch, Flottenemissionen |
Dienstleistung | Keine Nachhaltigkeitsabteilungen | Pendeln, Geschäftsreisen |
"Der Druck auf Unternehmen weltweit, ihre CO₂-Emissionen zu berichten, steigt stetig – sowohl durch Regulierung als auch von Seiten der Investoren." - Bernhard Bartels, Geschäftsführer bei Scope ESG Analysis [8]
Praktische Beispiele zeigen auf, wie Unternehmen diese Probleme angehen und Fortschritte erzielen.
Die hier dargestellten Ergebnisse beruhen auf den im Abschnitt zu methodischen Verbesserungen beschriebenen Ansätzen. BMW zeigt, wie gezielte Maßnahmen greifbare Ergebnisse liefern können. Im Jahr 2023 wurden durch 707 Verträge für CO₂-reduzierte Produkte 1,7 Millionen Tonnen CO₂ in der Lieferkette eingespart [7].
"Wir haben eine neue Spezifikation für eine Legierung entwickelt, die mehr Verunreinigungen verarbeiten kann, wodurch der Anteil an Sekundärmaterial von 20-30% auf 70% erhöht werden konnte." - Hendrik Lang, BMW Group [7]
Messbare Ziele und kontinuierliche Überwachung sind entscheidend für die Reduzierung von Scope-3-Emissionen. BMW hat sich das Ziel gesetzt, bis 2030 die CO₂-Emissionen um 40% im Vergleich zu 2019 zu senken und bis 2050 CO₂-neutral zu werden [7].
Drei Schlüsselfaktoren sind dabei besonders wichtig:
Auf Basis der vorgestellten Methoden lassen sich konkrete Maßnahmen ableiten, um Scope-3-Emissionen effektiv zu steuern. Ein systematischer Ansatz ist entscheidend, da diese Emissionen im Durchschnitt rund 75 % der gesamten Emissionen eines Unternehmens ausmachen [9].
Handlungsfeld | Maßnahmen | Potenzielle Reduktion |
---|---|---|
Lieferantenmanagement | Zusammenarbeit mit Lieferanten | 5–25 % |
Transport & Logistik | Routenoptimierung, E-Mobilität | bis zu 50 % |
Energieeffizienz | Prozessverbesserungen | 20–30 % |
Ein Beispiel aus der Praxis: Die MEWA Textil-Service AG überarbeitete 2024 ihr Logistikkonzept. In Berlin und Hamburg werden nun Elektrofahrzeuge und Lastenräder eingesetzt. Das senkt nicht nur Emissionen, sondern löst auch personelle Engpässe [1].
Diese Maßnahmen ergänzen die zuvor beschriebenen Software-Lösungen und die Einbindung von Lieferanten. Sie bieten klare Ansätze für die operative Umsetzung.
Ab 2025 sind Unternehmen, die unter die CSRD fallen, verpflichtet, ihre Scope-3-Emissionen offenzulegen [9]. Wer frühzeitig handelt, kann diese Anforderungen leichter erfüllen und gleichzeitig Fortschritte bei den eigenen Nachhaltigkeitszielen erzielen.
Unternehmen können ihre Scope-3-Emissionen effektiv reduzieren, indem sie automatisierte Datenerfassungstools einsetzen, den Austausch mit Lieferanten stärken und auf nachhaltige Geschäftspraktiken setzen.
Herausforderungen bei der Berichterstattung von Scope-3-Emissionen beinhalten die mangelhafte Datenqualität, fehlende Standardisierung und die Notwendigkeit zur Einbindung von Lieferanten.
Standards wie das GHG Protocol sind entscheidend, um konsistente und verlässliche Berichte über Scope-3-Emissionen zu garantieren.
Typische Emissionsquellen in der Lieferkette sind Rohstoffbeschaffung, Transport, Produktnutzung und Entsorgung.
Kleine und mittlere Unternehmen können ihre Datenqualität verbessern, indem sie auf priorisierte Bereiche fokussieren, eng mit Lieferanten zusammenarbeiten und moderne Technologien nutzen.